Das Bücherwurmloch zieht um!

36731289Zeit is wordn …
… wie der Österreicher sagt: Nach sieben Jahren unter der WordPress-Subdomain bekommt das Bücherwurmloch in Kürze endlich eine eigene. Jaaa, dagegen habe ich mich lange gewehrt, habe den Aufwand gescheut und mir immer gedacht, dass es das alles ja nicht wert sei, später hatte ich dann Angst davor, all die schönen Verlinkungen zu verlieren und wieder bei Null anfangen zu müssen. Davor fürchte ich mich auch jetzt noch. Aber nun, irgendwie hat sich der Blog doch ein bisschen in der„Szene“ etabliert, und ich werde immer wieder auf den fehlenden Coolnessfaktor hingewiesen. Der Auslöser ist nun aber, dass ich ab Mai jede Woche in einem neuen Salzburger Stadtmagazin Platz für zwei Buchtipps bekomme, bei denen meine Domain genannt wird. Müsste dann dort buecherwurmloch.wordpress.com stehen, wäre das einfach nicht sexy. Also hab ich mich endlich überreden lassen (besser spät als nie), und hinter den Kulissen wird bereits unter Hochdruck am Umsiedeln des Blogs gearbeitet.

Während viele von euch sich demnächst in den Trubel der Leipziger Messe werfen, stelle ich mich einer ganz anderen Herausforderung: Alles so, wie es hier ist, unter neuer URL wieder einzurichten. Möge es gelingen, ohne dass die Hälfte verloren geht und ohne dass (um beim österreichischen Sprachgut zu bleiben) es feigelt. Diese Woche wird es deshalb hier keine neue Rezension geben – dafür aber bald auf der neuen Domain. Ich hoffe natürlich sehr, dass ihr mir dorthin folgen werdet!

Zuversichtliche, leicht nervöse Grüße von
Mariki

Little Booknotes

thumb_IMG_6900_1024Kurze Meldungen zu 8 Büchern
In den letzten Wochen habe ich einige Bücher gelesen, über die ich nicht unbedingt schweigen will, zu denen ich aber auch nicht allzu viel zu sagen habe. Das bedeutet nicht zwangsweise, dass sie mir nicht gefallen haben – meine Gedanken dazu reichen nur ganz einfach nicht aus für eine umfassende Besprechung. Daher serviere ich euch hier ein paar Kurznotizen dazu und freu mich natürlich über Meldungen von eurer Seite: Kennt ihr einen der Romane? Und wie ist eure Meinung dazu?

 

  1. Jonathan Löffelbein: Besucher. Kladdebuchverlag, 180 Seiten, ISBN 978-3-945431-10-8, 19 Euro.

Jonathan Löffelbein ist erst 24 Jahre alt und hat bereits ein Buch veröffentlicht. Seit er ein Kind ist, steht er auf diversen Bühnen. Er ist jung und wild und kreativ – und hat sich für sein Debüt nicht zurückgehalten. Gleich der Teufel ist es, den er auftreten lässt: Protagonist Thomas, der sich eben noch umbringen wollte, bekommt Besuch von einer merkwürdigen Gestalt, die ihn zwingen will, sich nicht selbst zu töten, sondern jemand anderen. Was folgt, ist ein wirrer Reigen aus Wahnvorstellungen und unerklärlichen Ereignissen, aus verrückten Dialogen, Neid, Missgunst und Vorträgen über die Moral und/oder Scheinheiligkeit. Einerseits hat dieser Roman mich mit seiner Kraft und Kompromisslosigkeit beeindruckt, andererseits hat mich all der Irrsinn zum Teil derart überfordert, dass ich kaum weiterlesen konnte. Ein hochgradig merkwürdiges, bemerkenswertes, absurd krasses Buch.

  1. Richard Flanagan: The narrow road to the deep North. Man Booker Prize 2014, auf Deutsch: Der schmale Pfad ins Hinterland, Piper Verlag, 448 Seiten, ISBN 978-3492057080, 24 Euro.

Dies ist ein Buch über den Krieg. Dorrigo Evans ist gefangen in einem japanischen Lager, wo die Soldaten beim Bau der „Line“ – der Strecke für die Eisenbahn – am Burma Death Railway verheizt werden. Sie sterben im Namen des Kaisers wie die Fliegen, ohne dass Dorrigo, der als Arzt arbeiten soll, etwas dagegen tun kann. „A happy man has no past, while an unhappy man has nothing else“: Noch Jahrzehnte später denkt Dorrigo an die Erlebnisse im Gulag. Und er denkt immer noch an Amy, die Frau seines Onkels, in die er rasend verliebt war, bevor er in den Krieg musste. Nie hat er erfahren, was aus ihr geworden ist. Dieses Buch ist wahnsinnig traurig und deprimierend und brutal, es zeigt die Grausamkeit des Krieges in all seinen trostlosen Details. Stellenweise war es mir viel zu langatmig. Lieblingszitat: „A good book leaves you wanting to reread the book. A great book compels you to reread your own soul.“

  1. Martin Kordić: Wie ich mir das Glück vorstelle. Hanser Verlag, 176 Seiten, ISBN 978-3-446-24529-7, 17,40 Euro.

Ebenfalls dem Krieg widmet sich dieses Buch, das den Leser mitnimmt ins ehemalige Jugoslawien. Erzählt wird die Geschichte von einem Jungen, Viktor, der sich ganz allein durchschlägt – er sucht in zerbombten Städten nach Essen, er weicht den herumsirrenden Kugeln aus, er tut sich mit Weggefährten zusammen, die er später wieder verliert. Alles an diesem Buch ist furchtbar, jede Seite tropft vor Blut, jeder Satz weint vor Einsamkeit. Viktor hat die schrecklichste Kindheit, die man sich vorstellen kann – und die viele Kinder in der Realität tatsächlich erleben. Ich hatte während der ganzen Lektüre einen Kloß im Hals. Ein Roman, der mitten ins Herz schneidet.

  1. Simon van Booy: Die Illusion des Getrenntseins. Insel Verlag, 207 Seiten, ISBN 978-3-458-17592-6, 18,95 Euro.

„Liebe ist auch eine Verletzung und kann nicht ungeschehen gemacht werden“, schreibt Simon van Booy in diesem Buch, das ebenfalls den Krieg zum Thema hat. Es geht darin um einen Mann, der als Baby mitten in einem Getümmel voller Nazis von einer mutigen Frau gerettet wurde. Um ein blindes Mädchen, das sein Leben sehr selbstständig führt und die Liebe findet. Um einen Mann, dem im Krieg der halbe Kopf weggeschossen wurde und der nie mehr als der lebte, der er eigentlich war. Gut geschrieben ist dieser Roman, wenn auch ein wenig verwirrend in seinem steten Zeiten- und Personenwechsel. „Wir werden alle durch etwas bestimmt, das wir nicht ändern können.“ Im Fall des Krieges ist das auf jeden Fall wahr.

  1. Gudrún Eva Mínervudóttir: Alles beginnt mit einem Kuss. Btb Verlag, 384 Seiten, ISBN 978-3442746095, 9,99 Euro.

Bücher aus Island haben stets etwas merkwürdig Geheimnisvolles. Zumindest gilt das für jene, die ich bisher gelesen habe – wie etwa dieses hier. Es geht darin um eine Frau, die Adoptivmutter des Erzählers David, die ihrer Meinung nach einen Musenkuss erhalten hat. Er hat sie zur Künstlerin gemacht, und sie kann ihn weitergeben. Doch als sie das tut, geschehen verrückte Dinge, die schließlich den Tod bringen. Jahre später versucht David endlich herauszufinden, was damals geschehen ist. Das ist alles mehr als seltsam, aber interessant und unterhaltsam zu lesen. Am coolsten und zugleich am schrägsten in diesem Buch sind die Comics und Zeichnungen.

  1. Germán Kratochwil: Scherbengericht. Picus Verlag, 312 Seiten, ISBN 978-3-85452-682-7, 22,90 Euro.

2012 war dieses Buch für den Deutschen Buchpreis nominiert. Der Autor, der in Österreich geboren ist, wanderte als Kind nach Patagonien aus. Dort spielt auch sein Roman, in dem er zwölf Leute zu einer Geburtstagsfeier versammelt. Doppelbödig soll das sein, schwarzhumorig und konfliktträchtig. Viel kam davon jedoch nicht bei mir an, weil mich die Geschichte absolut nicht gepackt hat. Ich hab versucht, mich durchzuwühlen, konnte aber keinen Gefallen daran finden. Es war mir zu langweilig, leiernd, nichtssagend.

  1. Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch einer Schnecke beim Essen. Nagel & Kimche, 176 Seiten, ISBN 978-3312004980, 8,99 Euro.

Dafür, dass dieses Buch ein völlig unspektakuläres Thema behandelt, hat es für recht viel Aufsehen gesorgt. Die Autorin erzählt darin auf sehr persönliche Weise von einer ebenso schweren wie mysteriösen Krankheit, die sie für sehr lange Zeit ans Bett gefesselt hat. Die einzige Ablenkung in dieser Zeit war für sie eine Schnecke auf einer Topfpflanze, die sie geschenkt bekam und fortan beobachtete. Davon berichtet sie – gemischt mit viel Wissen über die Schnecke an sich. Dieses Buch ist kurzweilig und interessant, für mich aber kein Highlight. Was man durch die Lektüre lernen kann: Entschleunigung.

  1. Sandra Weihs: Das grenzenlose Und. Frankfurter Verlagsanstalt, 192 Seiten, ISBN 978-3627002206, 19,90 Euro.

Vor einer Weile hab ich die ersten 50 Seiten dieses Buchs als Manuskript bekommen, ein wenig redigiert und mit Feedback zurückgeschickt. Als ich dann auf der Leipziger Buchmesse von dieser Story erzählt bekam, dachte ich: Moment – das kommt mir doch bekannt vor! Die Österreicherin Sandra Weihs hat den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung bekommen und ihr Debüt veröffentlicht. Ich war natürlich sehr darauf gespannt, zu lesen, was aus dem Manuskript geworden ist. Auf den ersten Seiten war sofort klar, dass es viel, viel besser ist – kraftvoller, lebendiger, witziger. Sandra Weihs hat auf jeden Fall Talent. Ein wenig schade finde ich, dass das Buch in der zweiten Hälfte schwächer wird und in vorhersehbaren Kitsch abdriftet. Für einen Erstling ist das ganz in Ordnung, der große Clou ist es noch nicht.

11 Gründe, warum Männer, die über Bücher bloggen, cool sind

Die Liste, die hier folgt, bezieht sich auf eine bestimmte Auswahl an Buchblogs, die von Männern geführt werden. Ich meine damit keine Blogs, auf denen Fantasy- oder Erotikromane rezensiert werden und auf denen es merkwürdige Gothic-Schriftarten gibt. Mag sein, dass diese Liste hier sexistisch ist. Möge sie es sein! Und möget ihr alle die Ironie und das Augenzwinkern dahinter erkennen. Die Männerblogs, von denen die Rede ist, gibt es zum Großteil noch nicht allzu lang, und hier sind die Gründe, warum sie cool sind.Bildschirmfoto 2015-12-28 um 20.24.17

  1. Lesende Männer sind sexy. Nicht umsonst hat der Instagram-Account Hot Dudes Reading, der lesende Männer zeigt, mehr als 774.000 Follower. Ich interessiere mich für Männer. Und für Bücher. Beides in Kombination? Jackpot!
  2. Männer lesen eigentlich nicht. Oder geben es zumindest nicht zu. Andrea Gerk schreibt in ihrem Buch Lesen als Medizin. Die wundersame Wirkung der Literatur (Rogner & Bernhard, 2015): „Bis heute behaupten viele Männer, keine Romane, sondern nur >>vernünftige<< Texte zu lesen, womit sie vor allem Sachbücher und Zeitungen meinen.“ Sie zitiert die Schriftstellerin Siri Hustvedt, der zufolge Männer denken, „dass Männlichkeit auf der Linie ernst zu nehmender Sachbücher liegt, während Weiblichkeit mit albernen Romanen, erfundenen Geschichten assoziiert wird“. Sich über dieses merkwürdige Geschlechterbild hinwegzusetzen, sich als lesender Mann zu „outen“, ist cool.
  3. Männer lesen andere Bücher. Auf ihren Blogs entdecke ich Lesestoff, nach dem ich selbst nicht gegriffen hätte oder den ich eher skeptisch beäugt habe.
  4. Männer haben schlichtere Blogs ohne Feenstaub und fragwürdige Farbkombinationen.
  5. Viele männliche Buchblogger sind arrogant oder – mit etwas Milde ausgedrückt – selbstbewusst. Sie nennen sich „Alternative zum Feuilleton“ und „last man reading“, bezeichnen sich als „Dorfschönheit, Intellektueller, Kulturphilosoph“. Sie positionieren sich sehr eindeutig. Und davon können wir Frauen auf jeden Fall was lernen: mehr Glaube an uns selbst und unsere Fähigkeiten. Und ein selbstbewussteres Auftreten nach außen.
  6. Männer rezipieren und rezensieren anders. Oft ist ihre Sicht auf ein Buch sehr interessant und zeigt mir Seiten daran auf, die ich nicht so oder anders wahrgenommen habe. Oder ich erkenne dadurch, dass ein bestimmter Roman ganz sicher nicht der richtige für mich ist.
  7. Buchblogmänner sind davon überzeugt, dass gelesen wird, was sie zu sagen haben, dass Interesse an ihren Worten und an ihrer Meinung besteht. Das ist quasi die Definition von Coolness. Natürlich ist es auch gut möglich, dass sie nur so tun als ob. Das weiß man bei Männern ja nie so genau.
  8. Sie kokettieren mit ihrem Standing und ihrem Seltenheitsfaktor. Sie wissen, dass es nicht allzu viele lesende Männer gibt – und schon gar nicht solche, die auch darüber bloggen. Sie schmücken sich mit diesen raren Federn, stellen ihre Pfauenräder auf. Das ist vielleicht berechtigt und in jedem Fall amüsant.
  9. Sie sind oftmals sehr belesen und kennen sich gut aus, vor allem mit den Klassikern. Das gibt ihrer Kritik eine Rechtfertigung, die nicht zwingend notwendig ist, sie aber sehr versiert wirken lässt.
  10. Sie sind eigenwillig und stur. Sie sind ausgeprägte Persönlichkeiten und wissen ganz genau, was sie (lesen) wollen.
  11. Sie bringen Vielfalt. Und Vielfalt ist immer cool.

Crazy Shit: Das Bücherwurmloch-Shooting

WOZ0942-Mareike-11-2015Manchmal muss man Dinge tun, die man überhaupt nicht tun muss
Willkommen im neuen Jahr! Ich hoffe, ihr seid gut gerutscht. Ich möchte euch mit etwas ganz Verrücktem begrüßen: mit den Bildern von meinem Bookworm-Bitch-Shooting. Viele von euch haben vielleicht auf Facebook und Twitter mitverfolgt, dass ich im November mit einem Fotografenteam in einem unheimlichen alten Gebäude unterwegs war. Und zwar mit der Mission, ein paar richtig schräge und ungewöhnliche Fotos zu schießen.

Nun ist es so, dass mir jegliches Heidi-wo-ist-mein-Foto-Gen fehlt, soll heißen: Mich fotografieren zu lassen, macht mir überhaupt keinen Spaß. Umziehen, posen und grinsen, nein, danke! Aaaber: Als ich von der Location gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Denn wann hat man als Bücherwurm jemals die Gelegenheit, in einem alten, abgefuckten Bücherzimmer, das niemand mehr nutzt, rumzuklettern? Eben. Da konnte ich trotz Modelabneigung nicht mehr Nein sagen.

Thomas und Brigitte Wozak und Make-up-Artist Amory Uhlmann sind bekannt dafür, keine spießigen 08/15-Bilder zu schießen, sondern freakiges Zeug. Also genau das Richtige für mich! So sind wir bei -4 Grad über halb zerrissene, angekokelte Bücher geklettert und haben Blödsinn gemacht. Fast schon zufällig sind dabei ein paar crazy Pics entstanden. Falls ihr euch wie meine Anverwandten fragt, warum ich das gemacht habe (Zitat: „Ich verstehe den Sinn davon nicht“), kann ich nur sagen, dass es keinen Grund und keinen Sinn gibt. Und ist das nicht herrlich?

 

Best of 2015: Die fünf schönsten Bücher in diesem Jahr

WOZ0952-Mareike-11-2015.jpgDie Lieblinge aus dem Jahr 2015 im Bücherwurmloch
Ich kann kaum glauben, dass dieses Jahr schon zu Ende ist! Ich gehöre eigentlich nicht zu den Sentimentileuten, die ständig sagen, die Zeit verfliege. Aber: Heuer ging es mir irgendwie zu schnell. 2015 war so sehr angefüllt mit abenteuerlichen, anstrengenden, schönen und verrückten Ereignissen – und natürlich mit vielen, vielen Büchern! Ich bedanke mich herzlichst bei all den Verlagen, die mir freundlicherweise zahlreiche wunderbare Leseexemplare zur Verfügung stellen, und bei den Pressemenschen, die sich mit mir darüber austauschen. Ebenso grandios ist, dass es euch gibt, dass ihr hier mitlest, kommentiert und diesem Blog überhaupt erst einen Sinn gebt. Ich bin gespannt auf ein weiteres Jahr mit euch, in dem wir hoffentlich viele interessante, kuriose und berührende Lektüren entdecken werden. Neues Jahr, neues Lesevergnügen!

2015 musste ich nicht einmal einen Moment überlegen, um zu wissen, welche fünf Bücher meine Lieblinge sind. Es war mir schon während der Lektüre völlig klar. Und bei jedem Buch ist ein ganz bestimmter Grund ausschlaggebend dafür, dass sie von den über 100 Romanen, die ich heuer gelesen habe(n werde), für mich die allerbesten sind. Mit fünf von fünf Punkten bewertet habe ich insgesamt 13 Bücher. Herausragend waren davon für mich die folgenden:

Katja Kettu: Wildauge. Dieses Buch hat mich am meisten beeindruckt. Es ist wild und vulgär, sprachgewaltig und absolut einzigartig. Ein Wirbelsturm von einem Buch!

Dörte Hansen: Altes Land. Das ist der Roman, der mir 2015 mit seiner Story am besten gefallen hat. Er ist bissig und ironisch, poetisch und sehr klug, wunderbar menschlich, wehmütig und beeindruckend gut geschrieben.

J. J. Abrams & Doug Dorst: S – Das Schiff des Theseus. Das ist mit Abstand das schönste Buch in seiner Aufmachung. Diese fantasievolle Meisterproduktion hat mich auf eine rätselhafte Schnitzeljagd geschickt, es ist spannend, einmalig, gruselig und witzig, ein Wunderwerk von einem Buch, dem ich eine Blogparade mit mir selbst gewidmet habe.

Darragh McKeon: Alles Stehende verdampft. Dieses Buch hat mich 2015 emotional am meisten berührt. Es hat mich richtig weggefegt, es war eine Axt für das gefrorene Meer in mir. Es ist tragisch und traurig, sehr ergreifend und meisterhaft erzählt.

Valerie Fritsch: Winters Garten. Es gibt keinen Roman, den ich in diesem Jahr in sprachlicher Hinsicht so gut fand wie diesen. Er ist poetisch und intensiv, berauschend und intelligent. Wahre Sprachkunst.

Die acht weiteren Highlights 2015 für mich waren:
Natalio Grueso: Der Wörterschmuggler
Margaret Mazzantini: Herrlichkeit
Annika Reich: Die Nächte auf ihrer Seite
Giuliano Musio: Scheinwerfen
Jennifer Clement: Gebete für die Vermissten
Doris Knecht: Wald
Molly Antopol: Die Unamerikanischen
Max Scharnigg: Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau (Rezension folgt)

Welche Bücher ebenfalls wahre Schmankerln mit vier von fünf Punkten waren, nämlich 35 an der Zahl, seht ihr hier.

Seit ich ein bisschen im Frühjahrsprogramm gestöbert und ein wenig an den neuen Titeln geschnuppert habe, freu ich mich schon auf 2016 – und hoffe natürlich, ihr seid dann hier wieder mit von der Partie. Da dies mein letzter Beitrag für 2015 sein wird, wünsche ich euch eine entspannte und harmonische Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch in ein erfolgreiches, schönes und unvergessliches neues Jahr – mit vielen guten Büchern.
Alles Liebe!
Mariki

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J. J. Abrams & Doug Dorst: Das Schiff des Theseus – Das große „S“-Special im Bücherwurmloch Teil 5

thumb_IMG_6195_1024Gewinnspiel! Gewinnspiel! Gewinnspiel!
Nun habe ich euch eine ganze Woche lang mit Beiträgen zu Schiff des Theseus zugespamt. Ich hoffe, es ist mir gelungen, euch meine Begeisterung für dieses einmalig schöne Buch zu vermitteln. Und natürlich weiß ich, dass es einen stolzen Preis hat, aber ich könnte mir kein schöneres Weihnachtsgeschenk für bücherliebende Menschen vorstellen. Oder für euch selbst! Hab ich euch eigentlich schon verraten, dass es sogar nach altem Buch riecht, weil es extra eingeduftet wurde? Nein? Am besten macht ihr noch bis Sonntag, 6. Dezember 2015, beim Gewinnspiel* mit, dann habt ihr nämlich die Chance darauf, bald selbst dieses Mammut von einem Buch in der Hand zu halten. Kommentiert dazu einfach hier oder unter einem der anderen S-Beiträge, es gibt ja jetzt genügend davon (feine Selbstironie bitte hier einsetzen).

Wenn ihr noch ein bisschen mehr Interessantes über Schiff des Theseus lesen möchtet, werdet ihr beispielsweise fündig bei Druckfrisch, der Süddeutschen Zeitung, Zeilensprünge, Lesestunden und der Welt. Hier findet ihr den schönen Buchtrailer, und hier könnt ihr Kossi beim Unpacking zusehen.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass dieses Buch mich persönlich sehr bereichert hat, weil es mir mit Einfallsreichtum, Fantasie und großem Produktionsaufwand gezeigt hat, wie schön es ist, zu lesen. Es hat mich daran erinnert, wie sehr ich als Kind literarische Schnitzeljagden von Thomas Brezina oder anderen Autoren mochte, mit Codes und Rätseln. Und es hat auf eine sehr greifbare, haptische Art bewiesen, dass man, wenn man fest an eine vielleicht verrückte Idee glaubt, alles erreichen kann. Das ist sehr amerikanisch. Und sehr schön.

*Unter allen, die bis 6. 12. 2015 um 0.00 Uhr einen Kommentar unter den Special-Beiträgen hinterlassen, wird ein Exemplar von Schiff des Theseus verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Und übrigens: Wenn WordPress eure Mail-Adresse kennt bzw. ihr ein Gravatar-Profil habt, werdet ihr aufgefordert, euch anzumelden. Falls ihr das nicht könnt oder wollt, lasst im Kommentarfeld einfach die Mail-Adresse weg, dann klappt es auch so. Ansonsten schickt mir bitte eine Nachricht auf Facebook, ich poste dann euren Kommentar für euch, damit ihr am Gewinnspiel teilnehmen könnt. 

 

 

 

 

 

 

J. J. Abrams & Doug Dorst: Das Schiff des Theseus – Das große „S“-Special im Bücherwurmloch Teil 4

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„Dieses Buch ist so besonders, dass wir es unbedingt publizieren wollten“

Ein Interview mit Mona Lang, Lektorat Kiepenheuer & Witsch.

„Das Schiff des Theseus“ wird allerorts als große Buchkunst gefeiert. Was hat Sie dazu bewogen, ein derart besonderes Buch ins Programm aufzunehmen, dessen Umsetzung so aufwendig ist? Deine Frage beinhaltet tatsächlich schon unsere Antwort: Dieses Buch ist so besonders, dass wir es unbedingt publizieren wollten. Schnell war klar, wer dieses Buch (damals noch die Originalausgabe) in Händen hält, macht große Augen und die erste Reaktion war eigentlich immer: „Das möchte ich unbedingt haben!“. So ging es uns selbst auch. Am Anfang konnte man den Aufwand schwer abschätzen, doch alle Kosten und Mühen haben wir gerne auf uns genommen, um dieses einzigartige Werk auf Deutsch nun einem breiten Publikum zugänglich machen zu können.

Was war die größte Herausforderung bei der Übersetzung? Ganz klar: Die Codes in den Fußnoten. Die Codes sind wirklich sehr ausgeklügelt und unsere erste Aufgabe war: verstehen, wie sie funktionieren. Die zweite Aufgabe: das auf Deutsch genauso toll hinzubekommen. Ein Beispiel: In Kapitel 4 wird das Codewort ermittelt, durch die Wörter nach den Worten, die mit „ex“ beginnen. Wir mussten also deutsche Wörter finden, die mit der Silbe „ex“ beginnen, gleichzeitig aber inhaltlich Sinn machen, denn die Fußnote beinhaltet ja einen sinnvollen Fließtext.

Wie sind die beiden Übersetzer Tobias Schnettler und Bert Schröder vorgegangen: chronologisch oder je nach Figur/Randnotiz? Zunächst muss ich sagen: Tobias und Bert waren ein Segen für mich. Die beiden sind mit vollem Elan an dieses Projekt herangegangen und wir hatten viel Spaß dabei, zusammen zu rätseln und Lösungen zu finden. Ganz konkret hat Tobias Schnettler den Romantext von V. M. Straka und Bert Schröder die Randanmerkungen und Beileger übersetzt. Die beiden waren in ständigem Austausch darüber, wie sie gewisse Redewendungen und Begriffe übersetzen, damit alles nachher kohärent ist.

Was gefällt Ihnen persönlich an „Schiff des Theseus“ am besten? Ganz klar: Dass es nicht nur ein Kunstwerk ist, über das man nur staunen kann, sondern auch ein wirklich guter Roman, ein wirkliches Stück Literatur. Denis Scheck brachte es für mich auf den Punkt, als er dieses Buch „eine literarische Schnitzeljagd“ nannte.

Du hättest auch gern ein Exemplar dieses besonderen Buchs? Dann hinterlass bis Sonntag, 6. Dezember 2015, hier einen Kommentar, um am Gewinnspiel teilzunehmen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Und übrigens: Wenn WordPress eure Mail-Adresse kennt bzw. ihr ein Gravatar-Profil habt, werdet ihr aufgefordert, euch anzumelden. Falls ihr das nicht könnt oder wollt, lasst im Kommentarfeld einfach die Mail-Adresse weg, dann klappt es auch so. Ansonsten schickt mir bitte eine Nachricht auf Facebook, ich poste dann euren Kommentar für euch, damit ihr am Gewinnspiel teilnehmen könnt. 

J. J. Abrams & Doug Dorst: Das Schiff des Theseus – Das große „S“-Special im Bücherwurmloch Teil 3

DSC_3483_b„Und alle waren von dem Virus befallen, dass das das perfekte Buch werden soll!
Ein Interview mit Monika König, Herstellungsleiterin bei Kiepenheuer & Witsch.

„Das Schiff des Theseus“ wird allerorts als große Buchkunst gefeiert. Hatten Sie Lust drauf, ein solch aufwendiges Buch zu machen, oder waren Sie anfangs eher skeptisch? Nein, ich war überhaupt nicht skeptisch, es hatte gleich einen großen Reiz! Wir haben schon einige herstellerisch sehr aufwendige Bücher produziert. Aber ein Buchprojekt mit einer so außergewöhnlichen Komplexität hatte es noch nicht gegeben. Ich hatte große Lust, mein herstellerisches Wissen und meine Erfahrungen hier einzubringen.Und ehrlich gesagt wusste ich da ja noch nicht, was tatsächlich auf mich zukommt. Bei der ersten kurzen Inaugenscheinnahme der amerikanischen Originalausgabe vor ca. zwei Jahren auf der Buchmesse war mir das ganze Ausmaß der Herausforderungen noch nicht klar. Das kam erst bei Projektbeginn und immer wieder während des Projektes. Die Tücken wurden nicht auf den ersten und sogar zweiten Blick sichtbar, sondern nach und nach bei der Erarbeitung! Zum Beispiel habe ich erst ganz zum Ende der Produktionszeit gesehen, dass die Schließe, die außen an der Kassette ist, nicht nur auf beiden zu öffnenden Seiten perforiert ist, sondern dass der abgelöste Teil auch noch gummiert ist und als Sticker verwendet werden kann…

Was war die größte Herausforderung für die Herstellung? Vertragliche Vorgabe war, dass man sich in der Umsetzung strikt an der amerikanischen Originalausgabe zu orientieren hat. Unsere Ausgabe sollte exakt gleich aussehen. Bei der Druckabstimmung mussten wir aber feststellen, dass die amerikanischen Ausgaben, die wir uns besorgt haben, im Druckbild unterschiedlich waren, da sie aus unterschiedlichen Auflagen stammten. Die Farbtöne differierten. Wir haben kurzerhand eine Ausgabe als Master erklärt und daraufhin die Daten noch mal angepasst. Die größte Herausforderung bei „S.- Das Schiff des Theseus“ war, dieses extrem kleinteilige Projekt an sich in den Griff zu kriegen und zu steuern – bezogen auf Materialrecherche und rechtzeitige Materialbeschaffung, bezogen auf Personen (Handletterer für die handschriftlichen Kommentare, Setzerin, Drucker) und bezogen auf die technischen Möglichkeiten. Alle Entscheidungen, die man traf, waren immer auf den Gesamtzusammenhang zurückzurechnen. Echtes Zeit- und Projektmanagement!

Wie sind Sie bei der Produktion der vielen Einleger — Karten, Briefe, Servietten, Notizen — und beim Druck vorgegangen, wie macht man so etwas? Das war sehr komplex, ich sage es mal in Kurzform: Auch jedes Einzelteil musste perfekt der Originalausgabe nachgeahmt werden – dafür mussten wir auf dem gesamten europäischen Markt die richtigen Materialien suchen und finden – dahinter musste immer eine schnelle Lieferbarkeit stehen. Ein schönes Beispiel ist der bei uns im Haus berühmt gewordene „Pinöckel“(das ist kölsch). Wir haben sehr lange suchen müssen, bis wir diese kleine Metallöse im Durchmesser von 8 mm in der richtigen Farbe gefunden hatten. Und dann wäre die Herstellung der Decodierscheibe doch fast an der langen Lieferzeit des Ösenherstellers gescheitert. Dank der Hartnäckigkeit und des Findungsreichtums unserer tschechischen Druckerei konnte das Problem in letzter Minute behoben werden. Nicht zu unterschätzen waren auch die buchbinderischen Probleme: wie muss ein Buch gebunden werden, das 22 Beilagen enthält, ohne aufzusperren und nicht im Rücken durch die starke Belastung zu brechen? Die Lösung dieses Problems hat lange gedauert und war nur der Leidenschaft und Ausdauer aller Beteiligter zu verdanken. Und ihrem Mut, weil sie Standardvorgaben außer Kraft setzen mussten, um dieses Ergebnis zu erreichen. Der Druck aller Teile war natürlich ein enges Zusammenspiel zwischen Grafikerin, Herstellung, Druckerei, Verarbeitung und den Zulieferern. Und alle waren von dem Virus befallen, dass das das perfekte Buch werden soll!

Was gefällt Ihnen persönlich an „Schiff des Theseus“ am besten? Die Gesamtkonzeption. Das Buch ist einfach die perfekte Umsetzung seines Inhalts. Hier begeistert mich einfach alles!

Du hättest auch gern ein Exemplar dieses besonderen Buchs? Dann hinterlass bis Sonntag, 6. Dezember 2015, hier einen Kommentar, um am Gewinnspiel teilzunehmen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Und übrigens: Wenn WordPress eure Mail-Adresse kennt bzw. ihr ein Gravatar-Profil habt, werdet ihr aufgefordert, euch anzumelden. Falls ihr das nicht könnt oder wollt, lasst im Kommentarfeld einfach die Mail-Adresse weg, dann klappt es auch so. Ansonsten schickt mir bitte eine Nachricht auf Facebook, ich poste dann euren Kommentar für euch, damit ihr am Gewinnspiel teilnehmen könnt. 

 

14 Gründe, warum ich nicht weiß, ob ich mehr als ein Buch vom selben Autor lesen soll

IMG_9078Einige von euch wissen schon um diesen Spleen von mir, immer nur ein Buch von einem Autor zu lesen. Das hatte sich nach vielen enttäuschenden Leseerlebnissen so eingebürgert, aber seit zwei, drei Jahren versuche ich, diese Gewohnheit wieder aufzubrechen – mit mäßigem Erfolg. Nun habe ich eine klassische Pro-und-Kontra-Liste erstellt, um in dieser Sache endlich auf einen grünen Zweig zu kommen.

Dafür spricht:

  1. Ich war mal ein Serienjunkie. Mit zwölf, dreizehn Jahren hab ich Stephen King verschlungen und Wolfgang Hohlbein, später in meiner Krimiphase waren es Andrea Camilleri, Elizabeth George, Henning Mankell. Mit 16 dann habe ich José Saramago entdeckt, Peter Hoeg, Javier Marias, und ich habe deren Bücher geliebt. Später habe ich John Irving geliebt, mit jedem einzelnen seiner Romane. Bei ihnen war ich in Sicherheit, auf sie konnte ich mich verlassen. Das war ein wunderbares Gefühl.
  2. Es ist schön, Lieblingsschriftsteller zu haben.
  3. Jeder Autor hat nach einem Fehlschlag eine zweite Chance verdient. Und oft hat man ja aus seinem umfassenden Werk vielleicht genau das eine Buch erwischt, das nicht so gut ist wie die anderen.
  4. Ich beneide Leser, die sich ganz wahnsinnig auf das neue Buch eines Schriftstellers freuen und das Gefühl haben, einen lieben Freund wiederzusehen.
  5. Es ist interessant, einen Autor in der Vielseitigkeit seines Werks kennenzulernen.
  6. Ohne diese Marotte wäre ich freier in meiner Auswahl. Von der heurigen Buchpreisliste wollte ich beispielsweise Lappert, Bronsky, Helle und Mahlke auf keinen Fall lesen, weil ich von diesen vieren bereits einen Roman kannte. Das ist wirklich sehr beschränkt von mir.

Dagegen spricht:

  1. Nach einem sehr guten Buch ist bei einem zweiten vom selben Autor die Erwartungshaltung sehr groß und meistens zu groß.
  2. Ich ziehe während der Lektüre des zweiten Buchs immer Vergleiche zum ersten, ohne es zu wollen. Ich bin in meiner Herangehensweise nicht mehr unbefangen, und das mag ich nicht.
  3. Ich bin extrem neugierig auf verschiedene Schriftsteller. So many writers, so little time!
  4. Manchmal passt es mit einem bestimmten Autor auf einmal nicht mehr. Meiner großen Liebe John Irving bin ich entwachsen, irgendwann hatte er seinen Zauber für mich verloren, und ich habe mich von ihm getrennt. Ich denke gern an ihn zurück. Und wo er einst war, herrscht immer noch Leere.
  5. Für zweite Chancen habe ich keine Zeit. Wer bei mir mal verschissen hat, der hat verschissen.
  6. Ich langweile mich schnell, sehr schnell, und viele (nicht alle!) Schriftsteller bringen letztlich doch immer Ähnliches zu Papier.
  7. Wenn ich ein Buch mochte und vom selben Autor noch eins lese, bin ich sehr oft enttäuscht. Und denke: Wärst du doch bei dem einen guten geblieben! Das ärgert mich, nervt mich und ich habe das Gefühl, als sei ein Versprechen nicht eingehalten worden. All diese Fälle hier aufzuzählen, würde den Rahmen bei Weitem sprengen, aber allein 2015 ist mir das bisher mit folgenden Autoren passiert: Lisa O’Donnell, Katharina Hartwell, Robert Seethaler, Heinrich Steinfest, Adam Johnson, Grégoire Delacourt, Carmine Abate, Hiromi Kawakami, Herman Koch. Bei den Massen an Büchern, die ich lese, sind das vielleicht nicht viele. Trotzdem ist es eine Zeitverschwendung, die ich mir hätte sparen können.

Die Frage ist nun: Hat mich diese Liste weitergebracht? Nicht im Geringsten. Wie haltet ihr es damit? Habt ihr Lieblingsschriftsteller, seid ihr Fans einer Serie, fiebert ihr dem Erscheinungstermin bestimmter Bücher entgegen? Oder könnt ihr dem Vorhaben, möglichst viele verschiedene Autoren zu lesen, mehr abgewinnen? Oder denkt ihr euch: Alter Schwede, Mariki, mach dir doch darüber nicht so einen Kopf und lies einfach, was dich interessiert, egal, ob du den Autor schon kennst oder nicht? Das ist nämlich der Gedanke, zu dem ich immer mehr tendiere. Ich bin gespannt auf eure Meinung!

11 Gründe, warum es schön ist, als Bücherwurm Kinder zu haben

  1. 11781779_1192092407473040_7961144644467498247_nPlötzlich ist da jemand, der die Welt der Fantasie noch nicht kennt. Dem ich die Tür in diese Welt öffnen kann, den ich einladen kann, mir dorthin zu folgen, wo ich seit so vielen Jahren zuhause bin.
  2. Durch das Vorlesen erlebe ich das Lesen neu. Ich teile es. Die Worte sind nicht mehr nur in meinem Kopf, die Geschichte kommt aus dem Buch heraus, alle können sie hören, mitfühlen, an ihr teilhaben. Ich kann meinen Kindern Abenteuer schenken.
  3. Mein Sohn war von Anfang an ein Sitzenbleiber und Zuhörer, und es gibt kaum einen bezaubenderen Anblick als den seines konzentrierten Gesichts, wenn er mit staunenden Augen und offenem Mund einer Geschichte lauscht.
  4. Jeden Morgen, wenn wir alle vier hektisch durch die Wohnung sausen, ich die Kindergartenjause und das Frühstück mache und den Großen wieder und wieder bitte, zieh dich an, iss dein Brot, geh aufs Klo, zieh dich an, verdammt!, steckt seine Nase in einem Buch. Dabei kann er noch gar nicht lesen. Und ich kann nicht schimpfen, obwohl ich kurz vorm Ausflippen bin. Aber ich platze innerlich ganz leise vor Stolz und spüre ein ganz tiefes Gefühl der Verbundenheit.
  5. Durch meine Kinder treffe ich einige der besten Freunde wieder, die ich je hatte: Pipi Langstrumpf, Pumuckl und die kleine Hexe, Mio, meinen Mio, den Räuber Hotzenplotz, Tom Turbo, Michel und Ronja. Sie sind alle noch da, und ihre Abenteuer sind immer noch genauso spannend.
  6. Ich lerne neue Freunde kennen, den Drachen Kokosnuss und Tafiti, Käpt’n Sjarky und Hexe Lilli, Yakari und den kleinen Raben Socke. The more, the merrier!
  7. Ich fülle meine Kinder mit Geschichten ab, bis obenhin. Hier liegen überall Bücher, auf jeder Autofahrt hören wir eins unserer mindestens 50 Hörbücher. Und ich bin wahnsinnig gespannt, was dabei herauskommt. Ob sie später ebenso bibliophil sind wie ich – oder ob kein einziges Buch in ihrer Wohnung steht (Gott bewahre!).
  8. Ich erlebe jedes Buch intensiver. Weil ich ihm die Zeit widme, die ich mir abzwacken muss und die daher sehr wertvoll ist.
  9. Ich entdecke Neues, weil ich nicht mehr so viel Zeit zum Lesen habe. Für mich bedeutet das: Seit ich Kinder habe, lese ich Kurzgeschichten – die mir früher verhasst waren. Damals waren sie mir zu fragmentarisch, ich wollte versinken in einer langen, vielschichtigen Handlung. Jetzt passen sie zu meiner veränderten Lebenssituation, weil ich manchmal zwischendrin ein paar Minuten zum Lesen stehle und gar nicht so tief in einen Roman eintauchen kann und will.
  10. Ich wähle meine Lektüre besser aus, quäle mich nicht mehr durch Bücher, weil ich sie zwar nicht lesen will, aber das Gefühl habe, ich muss. Ich muss nämlich gar nicht.
  11. Ich habe einen anderen Zugang zu Inhalten und besonders zu Gefühlen. Ich verstehe Figuren, die aus Liebe zu ihren Kindern handeln oder einen großen Verlust erleiden, besser. Bücher berühren mich nun mehr.

P. S.: Diese Liste stellt quasi das Gegengewicht dar zur Liste 7 Gründe, warum es fast unmöglich ist, als Kleinkindmama zu bloggen. Und ja, es sind mehr Gründe! War aber nicht Absicht. Das kam einfach so. 🙂